Tanz auf den Ruinen der Musik

Da leben sie nun schon seit einigen Jahren in Konstanz und trotzdem sind "The Blech" außerhalb ihrer Wahlheimat bekannter als in der Konzilstadt. Das Ouartett um die beiden bayerischen Bandgründer Hubl Greiner und Rupert Volz alias "Der Volz", die ihre Zelte in Konstanz aufgeschlagen haben, zählen weltweit zu den interessantesten Formationen abseits des Hitparadenrummels kurzlebiger Popbands.

Zudem ist die 1985 gegründete Gruppe einer der Exportschlager in Sachen deutscher Pop- und Rockmusik. Ausgedehnte Tourneen durch ganz Europa, Brasilien, Nordamerika, Russland, Sibirien, Kanada und Japan belegen das. Begeisterte Kritiken in der in- und ausländischen Presse, ob nun "Spiegel", "Stern" oder den Zeitungen in Italien oder Osteuropa sind Alltag für die Gruppe geworden. Zusammen mit den beiden anderen "Blech"-Mitgliedern, dem Karlsruher Violinisten Helmut Bieler-Wendt alias "HB-W" und der in Konstanz lebenden Kanadierin Shirley Hofmann, haben Greiner und Volz jetzt ihr viertes Album veröffentlicht.

Obgleich die "Liebeslieder" betitelte Platte etwas zugänglicher klingt, als die Vorgänger, sind "The Blech" immer noch die irritierenden, musikalischen Grenzgänger zwischen den Stilen, wagen die vier den Spagat zwischen poppigen Melodien und schrägen Tönen, treffen in ihren Stücken folkloristische Elemente vom Balkan -oder Mitteleuropa auf Jazz und schlagerartiges, geht rockiges eine fruchtbare Liaison mit experimentellen Ausbrüchen ein.

Vermittelt wird diese eigenartige und in der deutschen Musikszene einzigartige Mixtur mit einem Instrumentarium, das von Gitarre, Schlagzeug und Baß über Keyboards und Sampler bis zu Violinen und Blechbläsern reicht. So spielt die zierliche Shirley Hofmann zum Beispiel nicht nur Posaune sondern auch das Sousaphon, dem optisch mit seinem ausladenden, Schalltrichter reizvollen amerikanischen "Vetter" unserer Tuba. Vervollständigt wird der typische "Blech"-Sound durch die ausgebildete Tenorstimme des Sängers Rupert Volz, dem keine stimmliche Hürde zu hoch, keine Vokalakrobatik zu schwierig zu sein scheint.

Bei aller Komplexität der Songs scheinen die "Liebeslieder" dennoch eingängiger geraten als die schrägeren Vorgänger. "Schöne Melodien haben uns halt immer schon gefallen", meint Schlagzeuger Hubl Greiner, "früher waren die eben kurz und der Rest aggressiver. Daß es nun ein bißchen schöner und weicher geworden ist, ist aber reiner Zufall.

Geblieben ist zudem ihr skurriler, eigensinniger Humor, der sich nicht nur in den von Volz geschriebenen Texten und den Songtiteln zeigt. Da heißt ein Stück etwa im Untertitel "Kommen Sie doch bitte in mein Bett", ein anderes schlicht "Das Bierlied" oder ganz prosaisch, englisch, "Don 't touch my bicycle, only kiss my umbrella", also "Berühren Sie mein Fahrrad nicht, küssen Sie lieber meinen Regenschirm".

Aufgenommen haben "The Blech" ihre Platte im hiesigen "Klang & Hammer-Studio, dessen Miteigner Blech-Schlagzeuger Hubl Greiner ist. Immerhin zwei Jahre hat die Gruppe an der Platte gearbeitet, sich für das Einspielen und Bearbeiten ein ganzes Jahr lang Zeit gelassen.

(tobo)

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