The Blech im Knaack-Club Berlin

Schon einige Bands haben behauptet, mystische Kräfte irgendeiner Art zu besitzen, doch noch keine Combo hat mit der Versicherung geworben, daß sich bei ihren Auftritten die Jungfrau Maria zu offenbaren pflegt. Keine bis auf The Blech. Die vier deutschen Avantgarde-Schamanen reden von Visionen und Erleuchtungen, die sich während ihrer Konzerte zutrugen, und davon, daß sich bisweilen die Mutter Gottes vom Kronleuchter herabläßt.

Bei solchen Behauptungen handelt es sich allerdings nicht um raffinierte Versuche, den katholischen Markt zu knacken. Man hat es hier vielmehr mit einem großangelegten, viele Ebenen und Medien umfassenden Vixierspiel zu tun, das The Blech arrangiert haben, um in der so gestifteten Verwirrung selber dahinter verschwinden zu können.

Ihre Rockmusik zwischen Dadaismus und Tekkno, zwischen David Byrne und Stockhausen, ist mit mannigfaltigen Bedeutungen beladen, doch das Denken, zu dem sie anregen wollen, wird glücklicherweise, nicht auf eine feste Schiene geleitet. Der große Vorteil von The Blech: Sie erlauben die Freiheit der Wahl zwischen unzähligen möglichen Interpretationen. Moderne elektrische "Rockmusik" enthält in ihrer besten Momenten nämlich genausoviel Ordnung wie Chaos und diese Vereinigung der Gegensätze führt The Blech vor.

Alfred Beier

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