Jazz-Wilde in der Mälzerei

Was bleibt einem Konzertveranstalter schon anderes übrig, als einen der Top-Acts des Jahres in den höchsten Tönen zu loben und gewagte Superlative aneinanderzureihen, um das potentielle Publikum von "The Blech" neugierig zu machen. Das "Spannendste", "Zeitgenössischste" und"Irritierendste" wird da wortgeschöpft und so schöne fremdsprachige Attribute zitiert wie "A lot of intelligence and energy in this group" oder "0 eurioso termo power trio".

Eine rechte Vorstellung von dem zu Erwartenden vermag man aber noch nicht zu gewinnen. Die kurzgefaßte Besetzungsliste mit Keyboards, Drums und Gesang hilft hier auch nicht viel weiter und selbst die zahlreichen Kategorisierungsversuche mit dem Tenor "Rapartwalznoiseethnojazzbarfunk" fallen ins Leere.

Was bleibt den Interessierten, die immer noch wissen wollen, was das eigentlich ist, anderes übrig, als selbst hinzugehen, sich ,"The Blech" anzuhören und nicht zuletzt anzusehen. Nun werden sie feststellen, daß kaum eine vermeintliche Übertreibung ausreicht, um das Geschehen auf der Bühne zu skizzieren, kaum ein noch so komplexes Label auch nur annähernd das umreißen kann, was die Band da zusammenfügt. Was bleibt der Band anderes übrig, als bei solch hohen Erwartungen schon bald Schlips und Sakko abzulegen und in Wechselwirkung mit einem begeisterten, bald tobenden Plublikum eine schweißtreibende Show zu liefern.

Mit einem hart zupackenden Drummer, der auch schon mal mit Sampler arbeitet, einem Keyboarder für die harmonische Fülle und mit einer beeindruckenden stilistischen Vielfalt und vor allem der flexiblen Stimme des Sängers Rupert Volz, der auch das Bachtrompetchen gar trefflich zu schmettern weiß, produziert "The Blech" eine hinreißende Fusion aller Stile der U-Musik. In einem überzeugenden Konzept von ungeheurer Bandbreite, vorgetragen mit Esprit und Charme, beinahe so etwas wie Charisma, entsagen sie aber zu mosaikhaftem Aneinanderreihen oder kleinkariertem Defaitismus.

Nach einem weiteren Zitat, daß nämlich "The Blech" eigentlich jeder Beschreibung spotte und dem Wagnis, eine solche doch zu versuchen, bleibt dem Rezensenten nichts anderes übrig, als eine kurze Zusammenfassung und eine Empfehlung zu formulieren: Multikulti, fetter Groove, Köpfchen und much fun: "The Blech". Merken und bei nächster Gelegenheit anhören, möglichst live.

B. Kloss

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